Ein Bericht der Mittelbayerischen Zeitung von 06.April 2011

Auf den Berg mit 11000 Umdrehungen

Franz Weißdorn ist in Europa ein bekannter Bergfahrer. Seinen VW Polo hat er für die Rennen komplett umgebaut.

Franz Weißdorn mit seinem umgebauten Polo auf dem Weg ins Ziel Fotos: Thomas Bubel

von michael jaumann, mz

Aufhausen. Die Gemeinde hat einen Motorsportler, dessen Name die Fachwelt aufhorchen lässt: Franz Weißdorn. Während Weißdorn für die Aufhausener nur als Senior-Chef eines Autohauses firmiert, kennt ihn eine verschworene bundesweite Motorsportgemeinde als amtierenden deutschen Berg-Cup-Sieger der Hobby-Cars und als Südbayerischen Bergmeister 2010. In wenigen Wochen wird der Meister der heißen Reifen wieder an den Start gehen, um seine Titel im Bergauffahrfen zu verteidigen.

„Am Berg kennt mich jeder. Im Dorf habe ich mich aber staadhalten müssen“, glaubt Weißdorn, der heuer 60 Jahre alt wird. Anfangs hat Weißdorn von seinem Hobby im Ort stolz erzählt – die Resonanz war nicht gut. Mit dem Geld seiner Kunden gehe er einem teuren Sport nach, habe es da geheißen, erinnert sich Weißdorn.

Ein heimliches Hobby

Danach hielt er den Mund, schraubte, feilte und fräste an seinem Auto lieber heimlich hinter verschlossenen Werkstatt-Türen und übte am Wochenende seinen Sport aus. Nach den Rennen fuhr er sofort wieder nach Hause „und um Viertel nach fünf klingelte daheim der Wecker“, erzählt Weißdorn. Auf diese Art habe er „nie einen Tag durch meinen Sport einen Tag in der Firma gefehlt.“ Seit er die Firma an die nächste Generation übergeben hat, kann er es ruhiger angehen lassen. Und er scheut auch das Licht der Öffentlichkeit nicht mehr. Wegen seiner Erfindungen hat der Tüftler sogar eine neue Firma angemeldet: Weißdorn Racing.

Die Autos, mit denen die Rennfahrer in der Gruppe H unterwegs sind, sind nur auf den ersten Blick normale Autos. Keines davon hat eine Straßenzulassung und so ein Wagen besteht kaum noch aus jenen Teilen, die der Hersteller einst in das Auto eingebaut hat.

Die Autos völlig neu aufgebaut

In den 70-er Jahren hat Weißdorn mitdem Motorsport angefangen – Ostereiersuchfahrt, Slalom und solche Dinge.

Mitte der 80er- Jahre richtete sich sein Interesse auf den Bergsport und bald auf die sogenannte Gruppe H. Von 1988 an baute er seinen ersten Polo Stück für Stück neu auf, damit das Auto den Anforderungen der Rennen standhalten konnte. Gut, dass nur alle 14 Tage Rennen zu fahren waren. So konnte Weißdorn zwischendurch das Auto wieder richten. Von 1994 bis 2004 war Weißdorn damit sechs Jahre Berg-Cup-Sieger der Gruppe H. Dann hat er seinen Wagen verkauft, um wieder neu aufbauen zu können. Das Hobby muss sich selbst finanzieren können, ist Weißdorns Credo. Darum stößt er zwischendurch seine Autos ab und baut neue um. Mit seinem nächsten Auto, einem Alfa 147, gewann er von 19 Rennen 18, dann trennte er sich auch von diesem wieder. Vor zwei Jahren erwarb er einen Polo, Baujahr 1974, und begann ihn komplett umzubauen.

Der Fan mag anerkennend nicken, wenn Weißdorn erzählt, dass er den Motor des Polos acht Zentimeter tiefer gesetzt hat, offene Luftrichter einbaute, das Fahrwerk komplett neugebaut und alle Anlenkpunkte versetzt hat. Für den Laien offenbart sich das Ausmaß der Veränderungen, wenn Weißdorn den Wert des so veränderten Autos auf rund 80000 Euro schätzt.

Weißdorn ist auch Erfinder. Entwickeln und Bauen bereite ihm die gleiche Freude wie später das Fahren selbst, sagt. Als erster in Deutschland, wie er sagt, verwendete er ein Dreieckslenkerfahrwerk oder den geschlossenen Unterboden mit Luftkanal und Defuser, mit dem sich der Rennwagen wie ein Staubsauger auf dem Boden presst. Ums Patentieren hat er sich aus Zeitmangel nie gekümmert und so hat auch die Konkurrenz nachgezogen. Darum kommt es am Gaspedal natürlich auf das richtige Fahrgefühl an. „Einmal vom Gas und wieder drauf, das macht s vier Zehntelsekunden aus. Das ist bei uns eine ganze Welt“, erläutert Rennfahrer Weißdorn.

Weil die Konkurrenz nicht schläft, hat Weißdorn für die neue Saison den Winter über an einer neuen Welle gefeilt. Die hält seiner Meinung nach 11000 Umdrehungen und mehr aus. „Bisher war bei 10300 Umdrehungen Schluss. Mirt der neuen Welle geht es richtig zur Sache“, freut sich Weißdorn auf das erste Rennen in Luxemburg am 7. und 8. Mai.